Verbrenner oder E-Auto? Was jetzt die richtige Wahl ist

Viele würden gerne ein Auto kaufen, schieben die Entscheidung aber noch vor sich her. Soll es wieder ein Benziner sein? Oder ein Elektroauto? Oder doch ein Diesel? Es geht um viel Geld. Das Problem: Ein Neuwagen ist zurzeit eine unsichere Investition. So viel tut sich politisch wie technisch. Auch die Corona-Pandemie hat sich unser Mobilitätsverhalten […]

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Viele würden gerne ein Auto kaufen, schieben die Entscheidung aber noch vor sich her. Soll es wieder ein Benziner sein? Oder ein Elektroauto? Oder doch ein Diesel?

Es geht um viel Geld. Das Problem: Ein Neuwagen ist zurzeit eine unsichere Investition. So viel tut sich politisch wie technisch. Auch die Corona-Pandemie hat sich unser Mobilitätsverhalten verändert. Mehr Arbeit im Homeoffice bedeutet auch weniger Fahrten zur Arbeit, dann brauchst Du vielleicht gar kein eigenes Auto, sondern greifst besser auf Carsharing zurück.

Trotzdem liebäugeln viele erstmals mit einem E-Auto. Zwischen Juni 2020 und Juni 2021 wurden mehr E-Autos und Plugin-Hybride zugelassen als in allen Jahren zuvor – zusammengerechnet. Mehr als eine halbe Million Fahrzeuge sind hinzugekommen, damit fährt jedes siebte neu zugelassene elektrisch. Gut ein Viertel der Bundesbürger kann sich laut „Mobilitätsmonitor“ vorstellen, ein E-Auto zu kaufen.

Die staatliche Förderung macht den Kauf attraktiv. Doch die Lieferzeiten sind lang. Und die Technik ist noch nicht komplett ausgereift.

Mangelnde Reichweite, unzuverlässige Ladesäulen und das langwierige Laden lassen vielleicht auch Dich zögern. Zudem entwickelt sich die Batterietechnik so rasant, dass jedes Jahr des Wartens einen großen Sprung bei der Reichweite bedeutet.

Also doch ein Verbrenner? Ökonomisch ist das vielleicht kurzfristig die beste Entscheidung. Aber Achtung: Die Politik ist entschlossen, den Klimaschutz ernster zu nehmen. Dazu verpflichtet sie das Klimaschutzgesetz, das aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts verschärft wurde. Die Spritkosten werden in den nächsten Jahren deutlich steigen. Und so manche Stadt denkt über Fahrverbote nach, nicht nur für Diesel. Darüber hinaus hat die Europäische Union Pläne vorgestellt, laut denen ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor verkauft werden dürfen.

Diese Faktoren werden sich auf den Wiederverkaufswert des Autos auswirken, das Du jetzt anschaffst.

 

Was ein Auto wirklich kostet

Viele sind sich gar nicht bewusst, wie teuer ein Auto im Unterhalt wirklich ist: Allein der Wertverlust beträgt bei Neuwagen mehrere hundert Euro im Monat. Dazu kommen Kosten für Versicherung, Steuer, Wartung und Kraftstoff. Monatlich sind zwischen 300 und 700 Euro völlig normal:

Für einen neuen Golf VIII mit 1.0l und 90 PS musst Du bei einer Fahrleistung von 10.000 Kilometern mit diesen Kosten rechnen:

 

Unterhaltskosten für einen Golf VIII

Kostenart Ausgaben in Euro
Versicherung 40
Steuer 7
Benzin 77
Inspektionen/Wartung 11
Wertverlust 256
gesamt 428

Quelle: autokostencheck.de (Stand: Juni 2021)

 

Auf autokostencheck.de kannst Du auch die Kosten für Dein Auto ermitteln. Dabei handelt es sich bei allen Angaben zwar eher um Richtwerte. Sie vermitteln jedoch einen guten Eindruck, mit welchen Summen Du rechnen musst.

 

Das Problem mit dem Kraftstoff

Das Problem für den Verbrenner ist seine Umweltschädlichkeit. Dafür geht es ihm jetzt an den Kragen. Das Bundes-Klimaschutzgesetz nennt verbindliche Klimaziele: Allein im Verkehr sollen sich die Emissionen binnen zehn Jahren fast halbieren. Die Ziele werden laut Forschern nur über einen Kostenanstieg bei Kraftstoffen zu erreichen sein. Das bedeutet: Der Betrieb von Verbrennern wird teurer werden.

Für einen Golf VIII mit 90 PS entfallen heute ein Fünftel der Gesamtkosten auf Benzin. Dieser Anteil wird steigen.

Dieses Jahr wurde bereits die CO2-Steuer eingeführt: Pro Liter Benzin beträgt sie 2021 rund 7 Cent (brutto), für einen Liter Diesel zahlst Du rund 8 Cent (brutto). Bis 2025 verdoppeln sich diese Kosten.

Möglich ist aber, dass sich die Steuer noch schneller erhöht: Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat die Bundesregierung im Frühling die Klimaziele verschärft. Offen ist aber, wie Deutschland sie erreichen soll – höhere CO2-Preise ab 2022 sind eine Option.

Stell Dir folgendes Szenario vor: Du kaufst Dir jetzt einen Verbrenner, den Du nach sechs Jahren weiterverkaufst. Der Spritpreis liegt dann mindestens bei 1,70 Euro pro Liter, wenn sich bis auf den CO2-Preis alle Kosten auf Benzin und Diesel nicht stärker verändern. Kraftstoffkosten sind nach dem Wertverlust der größte Kostenfaktor beim Betrieb eines Autos.

Darüber hinaus könnten bestimmte Städte Fahrverbote ankündigen. Vorbilder dafür gibt es bereits in anderen europäischen Metropolen wie London.

Das Ergebnis: Ein aus heutiger Sicht attraktiver Verbrenner wäre in zehn Jahren möglichweise sehr teuer im Betrieb – und nur noch eingeschränkt fahrbar.

Was folgt daraus? Schon bald wird es deutlich schwerer, Dein Auto weiterzuverkaufen. Du müsstest einen empfindlichen Wertverlust hinnehmen, ähnlich wie nach dem Dieselskandal.

Natürlich ist das ein kleiner Blick in die Glaskugel. Forscher vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und vom Center of Automotive Management sehen dieses Szenario jedoch durchaus als realistisch an.

 

Ist ein Elektroauto die sichere Wahl?

Kaum Wartungskosten, tendenziell umweltfreundlicher und geringere Betriebskosten: Es spricht einiges für die Elektromobilität. Aktuelle Elektroautos bieten realistische Reichweiten von 300 Kilometern und mehr. Damit sind sie auch für Vielfahrer alltagstauglich. Hohe Batteriekapazitäten treiben die Kosten aber (noch) stark in die Höhe. Einige Hersteller bieten inzwischen identische Modelle mit verschiedenen Batteriegrößen an. Du kannst also erheblich Geld sparen, wenn Du auf Reichweite verzichtest.

Zurzeit werden in Elektroautos überwiegend Lithium-Ionen-Akkus als Energiespeicher eingesetzt. Diese Technik kann sogar noch weiterentwickelt werden: Etwa die anderthalbfache Reichweite bei gleicher Größe ist möglich, schätzen Autoexperten.

Doch bis zum Ende des Jahrzehnts könnte es einen großen Sprung in der Entwicklung von Batterien geben: Viele Forscher rechnen damit, dass neuartige Feststoffbatterien künftig die aktuelle Technik verdrängen. Reichweite wäre dann kein Problem mehr. Feststoffbatterien speichern deutlich mehr Energie bei gleicher Größe. Zudem können sie nicht in Flammen aufgehen, sind weniger anfällig für Temperaturschwankungen und halten länger.

Diese Fortschritte können Dich als heutige E-Auto-Käuferin teuer zu stehen kommen: Wer kauft in fünf Jahren Deinen Gebrauchten mit einer Reichweite von 150 Kilometern, wenn in den Schaufenstern bezahlbare E-Autos mit 500 Kilometern Reichweite stehen?

Schlimmer noch: Mit der Zeit verlieren die aktuellen Akkus an Kapazität. Hersteller übernehmen Garantien häufig nur für drei viertel der ursprünglichen Reichweite. Und zwar für eine Zeit von acht Jahren oder für 160.000 Kilometer – je nachdem, was schneller eintritt. Ein Viertel weniger Reichweite, das kann Deinen Wochenendausflug schon stressig machen, Stichwort Reichweitenangst.

Das Phänomen kannst Du übrigens heute schon beobachten. Die E-Auto-Fans der ersten Stunde, die zum Beispiel vor vier Jahren gekauft haben, werden ihre Fahrzeuge jetzt nicht mehr los: Die erste Generation des Renault Zoe zum Beispiel ist ein Ladenhüter bei Gebrauchtwagenhändlern. Der Hersteller hat extra ein Programm aufgesetzt, bei dem er sich den Verlust mit Händlern teilt, die solche Autos in Zahlung genommen haben.

Auch Fördermaßnahmen wie die Elektroautoprämie beeinflussen den Markt für Gebrauchte: Um 5 Prozent sanken die Preise für Fahrzeuge aus erster Hand. Denn durch die Prämie waren Neuwagen auf einmal günstiger. Dieses Risiko besteht in der Zukunft weiter: Ein neuer Volkswagen ID.3 Pro für 35.460 Euro verliert nach vier Jahren wahrscheinlich mehr als 40 Prozent an Wert. 5 Prozent Wertverlust bedeuten 1.000 Euro weniger im Geldbeutel nach dem Weiterverkauf.

Leasing schützt Dich vor diesem Risiko: Die Leasingrate verändert sich nicht durch marktbedingte Wertverluste. Dafür muss der Händler einstehen. Aber Leasing hat auch Risiken: Bei Schäden am Auto wirst Du bei der Rückgabe zur Kasse gebeten – das wird schnell teuer!

 

Mann bei der Autoauswahl
Bild: AdrianHancu / GettyImages

 

Wenn Du trotzdem ein E-Auto willst

Elektroautos sind stark nachgefragt. Deshalb sind Lieferzeiten von einem halben Jahr und mehr aktuell die Regel. Aber es gibt einen Trick, das zu umgehen: die sogenannte Pool-Bestellung. Das sind Großbestellungen, die Händler in Auftrag geben, bevor Kunden die Wagen gekauft haben. So kannst Du Dein gewünschtes Modell schneller bekommen, musst aber auf individuelle Anpassungen verzichten.

Für eine Übersicht und Erfahrungen anderer Elektroautofahrer schau Dich am besten im Forum von goingelectric.de um.

Wenn Du Zeit hast, konfigurierst Du Dein Auto beim Händler und kannst Dir das typische Verhandeln sparen: Es gibt voraussichtlich noch bis 2025 die Förderung von bis zu 9.000 Euro – viel mehr kannst Du auf Grund der großen Nachfrage kaum rausholen.

 

Strom ist nicht gleich Strom

Die große Nachfrage nach Elektroautos wird auch durch die geringeren Kosten im Vergleich zum Verbrenner begründet. 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten eines Elektroautos entfallen auf Strom. Ganz so pauschal lässt sich das aber nicht sagen: Der Strompreis spielt eine große Rolle und der unterscheidet sich stark, je nachdem wo du lädst.

Während Dir im Eigenheim Solarpaneele Strom für etwa 10 Cent bereitstellen, zahlst Du beim Laden über die eigene Wallbox zwischen 26 und 29 Cent – und an Schnellladesäulen an Autobahnen auch mal 79 Cent pro Kilowattstunde. Zur Einordnung: Ein E-Auto verbraucht grob gesagt zwischen 15 und 30 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Im schlimmsten Fall liegen die Stromkosten also bei rund 20 Euro pro 100 Kilometer, das ist mehr als bei den allermeisten Verbrennern.

Zudem besteht noch immer Chaos an Ladesäulen. Du brauchst die richtige Kundenkarte, und manchmal gibt es technische Ausfälle. Der Witz: Je nach Karte werden Dir andere Kosten in Rechnung gestellt.

 

Warum Du über einen Verbrenner nachdenken solltest

Es ist daher eine Überlegung wert, noch für ein paar Jahre auf einen gebrauchten Verbrenner zu setzen. Er kann ruhig zehn Jahre alt sein. Viele Autos fahren dann noch rund fünf Jahre und sollten eine Laufleistung von über 200.000 Kilometern erreichen – zumindest bei regelmäßiger Wartung. Die Ersatzteile sind günstig, und der Wertverlust ist viel geringer als bei neueren Autos: So verliert ein Skoda Octavia aus dem Jahr 2010 nur noch rund 30 Euro an Wert pro Monat.

Auch ökologisch kann es sinnvoller sein, ein Verbrennerauto über die gesamte Lebensdauer zu fahren, statt es vorzeitig zu verschrotten und auf ein Elektroauto umzusteigen.

 

Was Du als Autokäuferin beachten solltest

Ab 3.000 bekommst Du einen robusten Gebrauchten, der vielleicht noch fünf Jahre hält. Der Wertverfall in den nächsten Jahren könnte größer sein als erwartet und ein Weiterverkauf lohnt sich dann vermutlich nicht mehr. Investiere daher nicht zu viel.

Beim Kauf solltest Du Dir Rechnungen vorlegen lassen, die die Laufleistung belegen, und darauf achten, dass der Wagen scheckheftgepflegt ist, neuen TÜV hat und Wartungen sowie Zahnriemenwechsel durchgeführt wurden. Ein gerissener Zahnriemen führt häufig zu einem wirtschaftlichen Totalschaden. Der Wechsel kostet zwischen 500 und 1500 Euro. Die angeblich wartungsfreie Alternative Steuerkette hat zwar häufig kein Wechselintervall, kann aber auch hohe Kosten verursachen.

Viele Autos fahren deutlich mehr als 100.000 Kilometer, aber bei Kilometerständen jenseits der 150.000 wird das Risiko eines Motorschadens größer – ein finanzieller Totalausfall. Dafür ist der Kaufpreis geringer und Dein Schaden hält sich in Grenzen.

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