Abzocke der Woche: Viagogo bietet Konzertkarten zu Wucherpreisen an

Wer auf der Plattform Viagogo Konzert- oder Sport-Tickets kaufen will, muss starke Nerven haben. Zum Beispiel wenn man Karten für eines der begehrten Rammstein-Konzerte im Münchener Olympiastadion an diesem Wochenende erwerben will: Hat man einmal auf das Rammstein-Foto geklickt, ploppen immer wieder Meldungen auf wie: „Diese Tickets werden mit großer Wahrscheinlichkeit bald ausverkauft sein!“ oder

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Wer auf der Plattform Viagogo Konzert- oder Sport-Tickets kaufen will, muss starke Nerven haben. Zum Beispiel wenn man Karten für eines der begehrten Rammstein-Konzerte im Münchener Olympiastadion an diesem Wochenende erwerben will: Hat man einmal auf das Rammstein-Foto geklickt, ploppen immer wieder Meldungen auf wie: „Diese Tickets werden mit großer Wahrscheinlichkeit bald ausverkauft sein!“ oder „Beeilen Sie sich! 129 andere Leute sehen sich gerade diese Veranstaltung an.“ Dann beginnt eine Uhr abzulaufen, nur fünfeinhalb Minuten. Kurzum: Viagogo erzeugt Stress.

Dabei kann man schon mal was Wichtiges übersehen: Für den ausgewählten Stehplatz hier sind nämlich nicht „nur“ 270 Euro plus 6 Euro „Bearbeitungsgebühr“ zu zahlen, es kommen weitere Kosten dazu. Ganz spät im Bestellprozess weist Viagogo sie endlich aus: 90 Euro für „MwSt und Zahlungsgebühren“. Macht zusammen 367 Euro! Mehr als fünf Mal so viel wie im Vorverkauf, wo dasselbe Ticket für knapp 70 Euro zu haben war.

Die ganz böse Überraschung droht dann allerdings am Wochenende beim Einlass: Wenn man nicht ins Konzert kommt. Denn die Tickets sind personalisiert, der Weiterverkauf vom Veranstalter untersagt. Viagogo weiß das auch, denn Rammstein erwirkte im März eine Einstweilige Verfügung gegen den Weiterverkauf vor dem Landgericht Hamburg. Dies scheint die Ticketplattform mit Sitz in der Schweiz aber nicht zu stören.

Viagogo sieht seriös aus, mit all seinen Sitzplänen auch ein wenig offiziell. Ist es aber nicht. Es ist eine Kartenbörse, die zu einem beträchtlichen Teil davon lebt, Karten ausverkaufter Konzerte von Privatpersonen (oft Schwarzmarkthändler) zu überteuerten Preisen weiterzuverkaufen. Diese Masche ist Verbraucherschützern schon länger ein Dorn im Auge.

Die Verbraucherzentrale Bayern hatte diese Woche Erfolg vor dem Landgericht München I. Anlass waren Tickets für ein Fußballspiel von 1860 München. Fans wurden mit der auf Viagogo gekauften Karte nicht ins Stadion gelassen.

Das Gericht urteilte, dass es an mehreren Stellen im Verkaufsprozess von Viagogo an Transparenz mangele. Die Richter gaben der Plattform gleich mehrere Auflagen: So darf nicht länger die Lieferung gültiger Tickets garantiert werden, wenn diese in Wahrheit kein Recht zum Einlass gewähren. Außerdem dürfe Viagogo es nicht länger ermöglichen, dass der Verkäufer seine Identität beim Verkauf nicht preisgeben muss (Az. 33 O 6588/17). Nur dadurch wirkt das Portal für Käufer so offiziell. Viagogo aber will sich nicht ans Urteil halten. Man werde in Berufung gegen das „enttäuschende Urteil“ gehen, teilte Viagogo Finanztip auf Anfrage mit. Die Entscheidung stehe „im Widerspruch zum Wohle der Verbraucher“.

Konzertveranstalter stören sich an Viagogo schon lange. Denn das Unternehmen bietet nicht nur Privatleuten eine Plattform, sondern auch Schwarzmarkt-Verkäufern, die teilweise mit Bots und gefälschten Identitäten Tickets von beliebten Konzerten kaufen, um sie dann später zu Wucherpreisen abzusetzen. Das funktioniert, denn Fans sind leidensfähig. Veranstalter nennen diese Schwarzmarkthändler „Ticket-Zecken“.

Viele Veranstalter schließen inzwischen den Weiterverkauf aus. Ohne Erfolg. Und so werden immer mehr Tickets von beliebten Bands und Künstlern personalisiert. So zum Beispiel auch die Konzertkarten für die aktuelle Tour von Ed Sheeran durch Deutschland. Auch hier „ignoriert“ laut den Anwälten der Veranstalter Viagogo ein Verkaufsverbot durch das Landgericht Hamburg.

Es gibt es im Wesentlichen drei Möglichkeiten, wie Tickets personalisiert werden: Entweder wird beim Kauf der Name jeder einzelnen Person registriert. Oder es werden alle Tickets auf den Namen des Käufers registriert; dann kann die Gruppe nur gemeinsam das Konzerthaus betreten. Oder es gibt ein freies Feld, wo der Käufer die Namen selbst einträgt.

Faktisch gelingt es den Veranstaltern nicht immer, auch alle Tickets zu prüfen. So gelingt es auch mit Schwarzmarkt-Tickets trotz Personalisierung immer wieder, ins Konzert zu kommen. Doch müssen Sie als Käufer eines solchen Tickets damit rechnen, eben nicht eingelassen zu werden.

Für den normalen Konzertbesucher sind personalisierte Tickets ein Ärgernis. Denn man kann sie nicht mal eben Freunden weitergeben. Tatsächlich sind Veranstalter verpflichtet, ihren Ticketkäufern eine Möglichkeit einzuräumen, im Falle zum Beispiel einer Krankheit ihre Tickets nicht verfallen lassen zu müssen.

Ticketvorverkäufer Eventim hat zu diesem Zweck einen Zweitmarkt unter den Namen fansale.de eingerichtet. Dort gab es diese Woche auch noch einzelne Karten für das Rammstein-Konzert – zum Originalpreis (plus einem Aufschlag von 10 Euro für die Umschreibung des Tickets). Auf Fansale gibt es auch nichtpersonalisierte Tickets zu kaufen. Manchmal weichen die Preise auch vom Originalpreis ab. Es liegt am Ende am Veranstalter, ob der – wie zum Beispiel Rammstein – auf einen ausschließlichen Weiterverkauf zum Originalpreis (plus Gebühren) besteht.

Was also tun? Finanztip rät entschieden davon ab, überteuerte Tickets zu kaufen. Das nährt den Schwarzmarkt und schadet am Ende allen. Fansale ist also eine Alternative. Achten Sie aber darauf, dass auch dort teilweise Tickets teurer angeboten werden können, wenn der Veranstalter das nicht reguliert. Fansale erklärte gegenüber Finanztip, dass sie das nicht regulieren wollen, um sich nicht ohne Not schlechter als der Konkurrent Viagogo zu stellen. Außerdem bietet Fansale zwei Logos, die anzeigen, ob das Ticket tatsächlich zum Originalpreis eingestellt wurde und ob die Gültigkeit verifiziert werden kann.

Über Viagogo gibt es immer wieder Beschwerden bei der Verbraucherzentrale, dass Tickets nicht genau beschrieben waren. Da wurden dann Steh- statt Sitzplätze geliefert oder die Sitzplätze mehrerer zusammen gekaufter Tickets lagen nicht nebeneinander, sondern über die Arena verteilt. Uns würde interessieren, was Sie für Erfahrungen mit Fansale gemacht haben. Bitte schreiben Sie uns oder kommentieren Sie unter diesem Artikel.

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